Cover Kurzgeschichte - Zum Scheitern verurteilt

Beschreibung der Kurzgeschichte

Tritt ein in die düsteren Hallen der Akademie auf dem fernen Planeten Toruban, wo Macht und Misstrauen die Luft durchdringen. Begleite Werrik auf einer beunruhigenden Reise durch die Kerkergewölbe, die ihn bis an die Grenzen der eigenen Überzeugungen führen wird.

Das Urteil

In den dunklen Hallen der Akademie auf dem fernen Planeten Toruban herrschte eine Atmosphäre, die ebenso durchtränkt war von Macht wie von Misstrauen. Als ich, Aufseher Draiin aufsuchte, dessen Auge ebenso scharf war wie sein Verstand, hatte er eine neue Aufgabe für mich. Er schickte mich in die Kerkergewölbe der Akademie zu meiner nächsten Prüfung. Der Kerkermeister, ein großer, finsterer Mann namens Zepru, führte mich an den Zellen der Gefangenen vorbei. „Hier entscheidest du über Leben und Tod“, sagte er, während sein Blick fest auf mich gerichtet war. “Draiin erwartet mit großer Neugier, wie du dich bei den Gefangenen entscheidest.”

Als ich vor der ersten Zelle stand, blickte ich durch die Gitterstäbe auf eine Frau mittleren Alters, eine Auftragsmörderin, deren Gesicht gezeichnet war. Ihre Augen, durchdringend und wachsam, fixierten mich, als suche sie in meinem Antlitz nach einem Zeichen von Gnade oder vielleicht nach der Bestätigung ihrer bevorstehenden Verdammnis.

„Ich war nur ein Werkzeug, wie eine Klinge in der Hand eines Kriegers“, begann sie, ihre Stimme ein geflüstertes Echo in den dunklen Korridoren des Kerkers. „Ich wusste nicht, wer er war. Man hat mich anonym angeheuert“, wiederholte sie, ihre Worte durchzogen von einem flehentlichen Unterton.

Ich trat näher an die Zelle heran, meine Schritte hallten auf dem kalten Steinboden leise nach. „Warum solltest du die Wahrheit sprechen?“, fragte ich, meine Stimme fest und unerbittlich, durchdrungen von der Kälte der Pflicht. Ihre Hände umklammerten die kalten Eisenstäbe. „Weil ich mein Leben schätze“, antwortete sie schnell, „und ich habe keine Loyalität zu denen, die mich verraten haben.“

In mir regte sich ein Gedanke, ein Funke strategischer Weitsicht. Ihre Fähigkeiten, ihre offensichtliche Intelligenz und ihre Bereitschaft, zu überleben, könnten tatsächlich von Wert sein. Ich lehnte mich zurück, mein Blick durchbohrte sie, als ich das Gewicht ihrer Worte abwog. Dann traf ich meine Entscheidung.

„Dein Leben wird verschont bleiben, aber nicht ohne Preis“, erklärte ich mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. „Du wirst für die Schützende Hand arbeiten. Deine Fähigkeiten werden eingesetzt, um jene zu jagen, die du einst beschützt hast. Dies ist deine einzige Chance auf Erlösung.“

Das Gesicht der Frau verhärtete sich, und für einen flüchtigen Moment sah ich eine Spur von Erleichterung in ihren Augen, schnell überschattet von der Schwere der Realität ihrer Situation. „Ich werde euch dienen“, sagte sie schließlich, ihre Stimme gefasst, jedoch schwang ein Hauch von Resignation mit. „Du wirst morgen eingewiesen werden. Bis dahin bleibst du hier“, fügte ich hinzu, während ich mich zum Gehen wandte. 

Der nächste Gefangene war Doteek, ein lebenslanger Soldat, dessen Fehler den Tod von tausenden Kämpfern der Schützenden Hand verursacht hatte. Als ich die schwere, eisenbeschlagene Tür zu seiner Zelle öffnete, erblickte ich den großen, breitschultrigen Mannes, der sich mühsam von der kargen Pritsche erhob, mit einer Mischung aus Respekt und kalter Entschlossenheit. Seine Uniform war abgetragen, das Emblem der Schützenden Hand kaum noch erkennbar unter den Spuren von Schmutz und Blut. Doch seine Haltung war aufrecht, seine Augen, obwohl von dunklen Ringen umgeben, brannten mit der Entschiedenheit eines Kriegers.

„Lasst mich in Ehre sterben“, wiederholte er, als ich näher trat. Seine Stimme war rau, gezeichnet von den vielen Schlachten und dem Wissen um seinen bevorstehenden Tod. „Es ist alles, was mir bleibt. Gebt mir diesen letzten Dienst, dass ich durch das Schwert falle und nicht in Schande verrotte.“

Ich betrachtete ihn einen Moment lang schweigend. Die Stille zwischen uns war schwer, geladen mit dem Gewicht seiner Schuld und dem Unausweichlichen. Dann nickte ich langsam. „Dein Wunsch sei dir gewährt. Bereite dich vor.“ Doteek nickte dankbar und trat einen Schritt zurück, um Raum für den Kampf zu schaffen. Der Kerkermeister gab ihm eine Klinge – eine schlichte, aber scharf geschliffene Waffe, die das schwache Licht der Kerkerlampe einfing. Ich entblößte mein eigenes Kryschwert, das mit einem zischenden Klang erwachte und die Zelle in ein gespenstisches Rot tauchte.

Der Kampf begann ohne ein weiteres Wort. Doteek war schnell, trotz seines Alters und der Umstände, und seine Schläge waren kraftvoll. Doch die Last seiner Schuld und die Erschöpfung zahlreicher Schlachten hatten ihre Spuren hinterlassen. Ich parierte seine Angriffe, analysierte jede Bewegung. 

In einem entscheidenden Moment, als er einen übermütigen Hieb nach meinem Kopf führte, tauchte ich unter seiner Klinge hindurch und stieß mit meinem Lichtschwert vor. Das leuchtende Rot meiner Waffe durchschnitt die Luft und traf ihn an der Seite.

Doteek stöhnte auf und ging in die Knie. Sein Schwert fiel klirrend zu Boden. Er hob den Kopf und sein Blick traf meinen. In seinen Augen las ich keine Reue, nur die Erleichterung eines Mannes, der seiner Ehre treu geblieben war. „Danke“, hauchte er, bevor sein Kopf sank und sein Leben mit einem letzten, ruhigen Atemzug entwich.

Ich senkte mein Kryschwert und verharrte einen Moment in stiller Ehrerbietung vor dem gefallenen Krieger. Sein Tod war die Antwort auf sein Versagen, eine Lektion in der Unnachgiebigkeit des Vondur-Ordens, ein stummes Zeugnis der gnadenlosen Ordnung, die unsere Herrschaft erforderte. Ich verließ die Zelle, das Echo seiner letzten Worte schwebte noch in der Luft, ein schwermütiges Lied von Ehre.

Die letzte Zelle meiner düsteren Mission lag tief im Herzen des Kerkerkomplexes. Das schwache Flackern der Fackeln an den Steinwänden warf gespenstische Schatten, als ich mich der Zelle näherte. Der Kerkermeister Zepru, dessen grimmiges Gesicht kaum eine Regung zeigte, wies auf die verriegelte Tür.

„Hier drinnen ist Brehg“, murmelte er mit einer Stimme, die so rau war wie das Gestein, das uns umgab. „Trotz der Folterungen hat er seine Unschuld beteuert. Die Beweise gegen ihn sind nur Indizien.“ Als die Tür mit einem lauten, metallischen Quietschen aufschwang, erblickte ich Brehg, der zusammengesunken an der feuchten Wand lehnte. Seine Haut war von den Foltern gezeichnet, die Augen müde, aber ein Funken Trotz glimmte noch in ihnen.

„Ich bin unschuldig“, krächzte er. „Ich habe niemals Informationen an die Feinde der Schützenden Hand geliefert. Das sind Lügen.“ Ich trat näher, mein Blick fest auf das gequälte Wesen gerichtet, das sich mühsam zu erheben versuchte. „Warum sollte jemand dich falsch beschuldigen? Was hätte jemand davon?“, fragte ich, meine Stimme ebenso kalt wie die Kerkermauern.

Brehg schüttelte schwach den Kopf. „Ich habe Feinde, wie jeder, der Schulden hat. Aber meine Loyalität zur Schützenden Hand war immer unerschütterlich.“ Zepru, der neben mir stand, schnaubte verächtlich. „Die Beweise sind dürftig, aber seine Vergangenheit und seine Art machen ihn verdächtig. Es wäre unklug, ihn ohne weiteres freizulassen.“

Ich dachte einen Moment nach, das Gewicht der Entscheidung lastete schwer auf meinen Schultern. Die Folter hatte seine Spuren hinterlassen, doch konnte ich es verantworten, möglicherweise einen Unschuldigen weiterhin leiden zu lassen? „Er bleibt im Kerker“, verkündete ich schließlich, meine Stimme fest und ohne Zögern. „Wir werden keine Risiken eingehen. Der Orden muss geschützt werden, und wenn das bedeutet, dass wir hart sein müssen, dann sei es so.“

Brehgs Blick senkte sich, Resignation mischte sich mit der Stille des Raums. „Ihr macht einen Fehler“, flüsterte er, doch seine Worte verhallten ungehört in den kalten Mauern. Als ich die Zelle verließ, folgte mir Zepru schweigend. Die Entscheidung, die ich getroffen hatte, war hart, aber notwendig. Sie ließ keinen Zweifel an der Entschlossenheit des Vondur Ordens zu, jedes Risiko zu eliminieren, um seine Stärke und Ordnung zu wahren. Mit jeder Entscheidung, die ich getroffen hatte, fühlte ich, wie die dunkle Kraft in mir stärker pulsierte. Als ich aus den Tiefen des Kerkers zurückkehrte, war ich nicht mehr derselbe, denn meine Macht und meine Entschlossenheit waren so stark wie nie zuvor.