Beschreibung der Kurzgeschichte
Diese Science-Fiction & Fantasy Kurzgeschichte handelt von der Legatin Elara Velice, eine junge Diplomatin der Schützenden Hand, welche in das Anwesen der Limiona Familie gerufen wird. Dort empfängt sie einer der einflussreichsten Vondur der Galaxis und erteilt ihr einen ungewöhnlichen Auftrag. Was der Vondur verlangt, ist nicht nur seltsam, sondern widerspricht allem, was Elara über die Machenschaften der Vondur zu wissen glaubte. Und noch viel schlimmer: Der Auftrag könnte bedrohliche Folgen haben!
Verdeckte Bedrohung
Sullast – Teil I
Vereinzelte Schneeflocken fielen lautlos hinter der faustdicken Glasscheibe in die Tiefe. Auch wenn es noch früh am Morgen war, konnte ich aus dem Panoramafenster im zweihundertdreizehnten Stock, das rege Treiben erkennen, das sich unten abspielte. Hunderte Gleiter flogen auf den vorgegebenen Routen und bildeten den Berufsverkehr. Auf den Straßen stapften vereinzelte Personen und mehrere Roboter durch den frischen Schnee. Von hier oben waren sie jedoch nicht mehr als schwarze Punkte in weißen Straßen.
Ich mochte diesen Planeten. Zwar war ich hier nicht aufgewachsen, aber ich kannte mich auf Alandor besser aus, als die meisten. In Gedanken versunken schweifte mein Blick über die Stadt, die erst weit in der Ferne in einen ebenfalls schneebedeckten Wald überging. “Legatin Velice, Vondur Limiona empfängt Sie nun”, ertönte eine mechanische Stimme hinter mir. Ohne mich umzudrehen, wusste ich, dass diese dem neuen Assistenzroboter gehörte, der für den Empfang der Gäste zuständig war. “Dann sollten wir ihn nicht warten lassen”, meinte ich, richtete meine weiße-violette Uniform und folgte dem Droiden durch einen langen Gang.
Merklich angespannt betrat ich das Büro des Vondurs Martin Limiona. Es war eine große Ehre, diesen Mann kennenlernen zu dürfen. Er gehörte zu den mächtigsten Personen der Limiona Familie und diese war mit Abstand die einflussreichste Vondur Familie, die mir bekannt war. Nichts geschah, ohne dass sie Ihre Finger im Spiel hatten, zumindest erzählte man sich das. “Ah, Legatin Elara Velice, es freut mich Euch kennenzulernen. Ich hoffe, Ihr musstet nicht allzu lange warten”, grüßte ein Mann mit Umhang, welcher mit dem Rücken zu mir stand und aus dem Fenster blickte. Der Ausblick ähnelte dem, welchen ich zuvor im Foyer genossen hatte.
“Keinesfalls, Sir. Die Ehre ist ganz meinerseits”, antwortete ich und deutete eine Verbeugung an, auch wenn er mich nicht sehen konnte. “Kommen wir direkt zum Punkt”, fuhr der Vondur fort, wandte sich von der Scheibe ab und drehte sich zu mir. “Vermutlich fragt Ihr Euch, wieso ich Euch herbestellt habe. Ich möchte Euch gar nicht auf die lange Folter spannen. Einer meiner wichtigsten Abgesandten ist leider ums Leben gekommen und Ihr sollt stattdessen in meine Dienste treten.”
Es dauerte eine Weile, bis ich realisierte, was Martin Limiona da sagte. “Sir, ich bin sprachlos. Es wäre mir eine Freude, Euch dienen zu dürfen”, antwortete ich überwältigt. Bei diesen Worten schmunzelte der Vondur. “Ich spüre, dass Ihr Euch fragt, wieso ich Euch ausgewählt habe”, meinte er und sprach mir wahrlich aus der Seele. “Eure diplomatischen Erfolge haben sich herumgesprochen. Natürlich waren es noch keine allzu großen, doch wenn man bedenkt, dass Ihr erst vor zwei Jahren die Akademie abgeschlossen habt, sind sie dennoch beachtlich. Wir Limionas haben die Eigenschaft tief schlummerndes Potenzial zu sehen und ich spüre es in Euch. Darum möchte ich, dass Ihr als meine persönliche Legatin tätig werdet und die Interessen der Limiona Familie vertretet.”
“Vielen Dank, Ihr schmeichelt mir”, meinte ich und schaffte es immer noch nicht einen klaren Gedanken zu fassen. “Das werden wir noch sehen”, sagte der Vondur schmunzelnd, “Ihr könnt bei Eurem ersten Auftrag beweisen, ob Ihr das Zeug zur Diplomatin habt oder nicht. Euch muss klar sein, dass Ihr stets im Interesse dieser Familie handeln müsst.”
“Das ist mir bewusst, Vondur Limiona”, bekräftigte ich knapp. Es war unglaublich, dass ich für diesen Job ausgewählt worden war. Die Limiona Familie war einflussreich, mischte in Geschehnissen in der gesamten Galaxis mit und schaffte es so, ihre Stellung weiter auszubauen. “Warum haben wir unsere Residenz auf diesem Planeten?”, fragte der Vondur plötzlich. Ohne lange zu überlegen, antwortete ich: “Weil hier Eure Familie den Ursprung hat. Ihr konntet auf Alandor Eure Macht festigen und für enormen Wohlstand sorgen. Natürlich nicht nur für die Familie, sondern auch für die Bewohner dieses Planeten. Jeder hier steht in Eurer Schuld.”
Martin Limiona nickte zufrieden: “Und was sind unsere Ziele?” Unsicher überlegte ich und meinte: “Eure Macht festigen.” Der Vondur blickte mich musternd an und ich konnte nicht erkennen, ob meine Antwort ihm gefiel oder nicht. War meine Antwort zu direkt gewesen? Hatte ich ihn verärgert oder war sie gar falsch gewesen? “Ihr seid direkt, das gefällt mir”, meinte er schließlich und fuhr fort: “Das ist natürlich sehr allgemein gehalten. Es gehört viel dazu, dafür zu sorgen, als Vondur die Macht auszubauen und vor allem zu sichern. Die Limiona Familie hat überall Feinde. Gouverneure, Bewohner und andere Vondur, jeder denkt nur an sich selbst und könnte versuchen uns zu hintergehen. Manche offen und andere hinter unserem Rücken.” “Ich verstehe”, meinte ich, “dass andere versuchen etwas vom Kuchen abzuhaben, ist nachvollziehbar.”
“Nachvollziehbar, aber unerwünscht. Die Limiona Familie wäre nicht da, wo sie jetzt ist, hätten wir das hingenommen. Doch nicht nur Personen können uns Schwierigkeiten bereiten, aber alles zu seiner Zeit”, erzählte der Vondur und nahm hinter seinem Tisch Platz und aktivierte ein Hologramm, dass über den Schreibtisch in die Luft projiziert wurde. Es zeigte ein Gesicht, das mir nicht bekannt vorkam. Die Person trug eine Uniform, die für die Hanse typisch war und hatte dunkles, nach hinten gekämmtes Haar.
“Wie ich sehe, sagt ihnen dieser Mann nichts”, bemerkte der Vondur. Mir war bekannt, dass die Kräfte eines Vondurs ermöglichten, Gefühle anderer Personen wahrzunehmen, aber die Fähigkeiten meines Gegenübers schienen eher in die Richtung von Gedankenlesen zu gehen. Ohne mich davon entmutigen zu lassen, nickte ich. “Sein Name ist Sammir Leza. Er möchte den Gouverneur des Planeten Urehk davon überzeugen, die dortigen Bodenschätze zu erschließen. Sie sollen ihm helfen, die Erlaubnis dafür zu erlangen.”
Nun war ich verwirrt. Mein erster Auftrag war es, einen Unternehmer der Hanse zu unterstützen? Das ergab keinen Sinn. Wieso sollte das im Interesse der Limiona Familie sein? Soweit ich wusste, waren die Vondur nur an dem Erfolg einer Fraktion beteiligt, dem der Schützenden Hand. Die Hanse dagegen, war eher ein Dorn im Auge, es sei denn, die Limiona setzte auf ein anderes Pferd, als der Vondur Orden. Angestrengt dachte ich nach. Die Vorhaben von Sammir Leza passten nicht zu dem, was ich über die Limiona Familie wusste.
Auf einmal realisierte ich, was hier vor sich ging. Urehk war ein Planet, der eigentlich für Viehzucht und Landwirtschaft bekannt war. Wichtige und seltene Güter, die in die ganze Galaxis exportiert wurden und der Betreiber dieser ganzen Betriebe war Ezzik Kur, ein einflussreicher Geschäftsmann hier auf Alandor. Das hier war kein Auftrag, sondern ein Test. Martin Limiona, wollte herausfinden, ob ich das Problem in seiner Bitte erkannte. Oder war ich gerade dabei, meinen eigenen Sarg zu zimmern?
Ich vertraute meinem Gefühl und entgegnete: “Sir, mit allem gebührenden Respekt. Das ist keine gute Idee. Die Erschließung der Bodenschätze und der Betrieb von Minen würde die Landschaft stark beeinflussen und die dortigen Betriebe gefährden.” In seinem Gesicht zeichnete sich ein gewisser Unmut ab. “Ihr wagt es, meine Bitte anzuzweifeln? Wenn ich euch etwas befehle, werdet Ihr es tun”, rief er wütend und seine Hand fuhr zu seinem Gürtel. Etwas blitze auf und ich erstarrte. Dort befand sich ein pechschwarzer Dolch, dessen scharfe Klinge den Schein der Zimmerbeleuchtung reflektierte.
“Sir, dieses Vorhaben würde Euch mehr schaden als nutzen”, sagte ich und machte einen Schritt zurück, in dem Wissen, dass ich keine Chance hatte, einem Angriff zu entgehen. “Erklärt Euch, bevor ich mich vergesse”, murmelte der Mann und zog den Dolch aus seiner Halterung. “Wenn diese Betriebe geschlossen werden müssen, bricht ein Großteil der Einnahmen des Inhabers Ezzik Kur ein”, erklärte ich. “Sollte ich diesen Namen kennen?” Ich war mir nicht sicher, ob der Vondur mich versuchte zu verunsichern. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass er diesen Namen kannte. “Sir, er ist sehr einflussreich und hat reiche Freunde hier auf Alandor. Wenn er herausfindet, dass Ihr Eure Finger im Spiel hattet, wird er es euch heimzahlen wollen.”
“Und Ihr glaubt, dass er etwas anrichten kann?”, lachte Martin Limiona hämisch. “Ich würde ihn nicht unterschätzen, er könnte einen Großteil der hiesigen Bevölkerung gegen Euch aufbringen”, untermauerte ich meine Behauptung. Der Vondur stand auf, festigte seinen Griff um den Dolch, holte aus und schleuderte seine Waffe geradewegs auf mich zu. Ich erstarrte.
Nach einer Weile öffnete ich meine Augen. Ich hatte überhaupt nicht gemerkt, dass ich diese geschlossen hatte. Ein schwarzer Gegenstand schwebte direkt vor meinem Gesicht keine zwei Zentimeter entfernt in der Luft. “Ich bin erstaunt”, meinte Limiona nun deutlich ruhiger. Als ich begriff, dass der Gegenstand vor mir der Dolch war, machte ich erschrocken einen Schritt zur Seite und blickte zum Vondur. Um seine Hand kräuselten dutzende kleine violettfarbene Blitze, die ebenfalls um den Griff des Dolches zu sehen waren. Er hatte die Waffe mit seinen telekinetischen Kräften in der Luft gestoppt. Erleichtert atmete ich auf.
“Ihr habt die Bedrohung erkannt. Den meisten wäre es nicht aufgefallen. Nur wenige hätten meinen Befehl hinterfragt und noch weniger erkannt, dass dieses Vorhaben ein unerwartetes Problem bereiten könnte”, sagte der Mann zufrieden und ließ den Dolch langsam wieder zurück zu seiner Hand schweben, “Natürlich bin ich nicht so töricht und hätte dieses Problem übersehen. Dennoch ist es wichtig, eine rechte Hand zu haben, der man vertrauen kann und die mitdenkt. Mein Vertrauen müsst Ihr Euch erst noch verdienen, aber dass Ihr mitdenkt, habt Ihr bewiesen.”
“Vielen Dank, mein Vondur”, sagte ich und verbeugte mich. “Begebt euch zum Raumhafen, dort wartet eine Korvette auf euch. Die Crew hört auf Euren Befehl und wird Euch bei Euren diplomatischen Reisen unterstützen. Ihr werdet nach Sullast reisen, wenn Ihr dort ankommt, erkläre ich euren Auftrag.” “Wie Ihr wünscht, ich mache mich sofort auf den Weg”, sagte ich und verabschiedete mich.
Während ich das Anwesen der Limiona Familie verließ, spürte ich einen enormen Stolz in mir. In gerade einmal zwei Jahren hatte ich es bis nach ganz oben geschafft. Als Legatin für die Schützende Hand zu arbeiten war eine Ehre, aber direkt für die Limiona Familie zu arbeiten, schafften nur die wenigsten. Ich schwor mir, diese Chance zu nutzen und mich zu beweisen.
Beschreibung der Kurzgeschichte
Folge Legatin Elara Velice, frisch ernanntes Mitglied der mächtigen Limiona Familie, auf ihrer ersten diplomatischen Mission. Sie muss einen drohenden Aufstand auf dem Zulieferplanet Sullast verhindern, der die Rohstofflieferungen für die Urblikwerften bedroht. Vom Leben in den Randgebieten der Galaxis völlig unvorbereitet, stößt Elara auf eine explosive Mischung aus Armut, Sklaverei und Rebellion. Ihr Auftrag: Verhandlungen führen, um einen Aufstand zu verhindern. Aber wird sie es schaffen, trotz eingeschränkter Hilfestellung und einer feindlichen Umgebung, eine friedliche Lösung zu finden? Tauche ein in die packende Science-Fiction Kurzgeschichte, die dich in ein Universum voller Intrigen, Machtspiele und die harte Realität der Galaxis führt. Ein Muss für alle Science-Fiction Fans.
Der Aufstand von Sullast
Sullast – Teil II
Es war noch kein Tag vergangen und ich fand mich im Sullast System wieder. Hätte mir jemand gesagt, dass ich so kurz nach der Ernennung zur Legatin der Limiona Familie, an einen so abgelegenen Ort in der Galaxis gesandt werden würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Und hätte derjenige mir gesagt, dass mir eine nagelneue Korvette inklusive Besatzung zur Verfügung gestellt werden würde, hätte ich ihn auf jeden Fall ausgelacht.
Doch genauso war es gekommen. „Legatin Elara Velice, wir erreichen in wenigen Minuten die Orbitalstation“, berichtete der Captain des Schiffes. „Verstanden. Kontaktiert Vondur Limiona“, rief ich und starrte aus der Frontscheibe der Kommandobrücke. Natürlich gab es in der Limiona Familie nicht nur einen Vondur, doch der Captain wusste, dass ich unseren Auftraggeber meinte.
„Legatin Velice, seid Ihr auf Sullast angekommen?“, fragte eine Stimme hinter mir. Ich hatte überhaupt nicht bemerkt, wie sich dort das Abbild des Vondurs aufgebaut hatte. Sofort drehte ich mich um und meinte: „Wir befinden uns gerade im Anflug zur Orbitalstation, Sir.“ Er nickte und fuhr fort: „Sullast ist ein wichtiger Zulieferplanet der Urblikwerften. Leider droht dort ein Aufstand, der die Förderung der benötigten Rohstoffe gefährdet. Die Schützende Hand würde dort einfach das Militär hinschicken, jedoch erst, wenn dort der Aufstand auch wirklich ausbricht. Wir wollen jedoch, dass dieser erst gar nicht entsteht. Die finanziellen Verluste wären zu groß, als dass wir diese einfach hinnehmen könnten.“
„Ich verstehe, ich soll also dafür sorgen, dass diese Verluste auf diplomatischem Weg eingedämmt werden?“, fragte ich. Der Mann nickte: „Sie sind neu und eventuell wird der regionale Gouverneur ihnen nicht wirklich entgegenkommen, aber ich bin mir sicher, sie können sich durchsetzen.“ „Selbstverständlich. Gibt es irgendwelche Besonderheiten oder Rahmenbedingungen, die ich beachten sollte?“, fragte ich und wartete auf irgendeine Hilfestellung. Ohne diese würde es schwierig werden, auf einem mir fast unbekannten Planeten eine Verhandlung gegen einen mir unbekannten Gouverneur zu führen.
„Nichts, was eine Lösung vereinfachen würde. Der Gouverneur ist grundsätzlich auf unserer Seite, jedoch mag er es nicht, wenn man sich in seine Angelegenheiten einmischt und ihm vorschreibt, was zu tun ist. Auch wird er den aufständischen Sklaven nur ungern entgegenkommen“, meinte Martin Limiona. Jetzt verstand ich die Schwierigkeiten. Es handelte sich um keinen normalen Arbeiteraufstand, die mehr Lohn oder bessere Arbeitsbedingungen forderten, sondern ein Sklavenaufstand. Arbeitssklaven waren in den Randgebieten der Galaxis nichts Besonderes und Aufstände gab es öfter, als es der Schützenden Hand lieb war.
Eigentlich gab es dafür immer eine einfache Lösung: Das Militär auf den Planeten schicken und für Ruhe sorgen. Doch auf diplomatischem Weg mit Sklaven zu verhandeln, war schier unmöglich. Für gewöhnlich würden sich diese nicht mit weniger als ihrer Freiheit zufriedengeben, doch das war weder für den Gouverneur noch für die Vondur akzeptabel. „Ich verstehe“, antwortete ich knapp, „ich werde mich melden, sobald es etwas zu berichten gibt.“ Der Vondur nickte und beendete die Übertragung, ohne sich zu verabschieden.
Ich würde einen Plan brauchen, wenn ich dafür sorgen sollte, dass die Situation nicht eskalierte, doch es gab keinen Anhaltspunkt. Mir war klar, dass die Sklaven unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten, aber sie waren eben auch keine Menschen. Natürlich würde ein Sklavenaufstand nichts verändern, außer dass Tausende ihr Leben lassen würden. Da ich die Einstellung des Gouverneurs gut einschätzen konnte, beschloss ich, erst mit den Sklaven zu sprechen.
„Könnt Ihr mir eine Arbeitskleidung der Maschinencrew auftreiben?“, fragte ich in die Runde. Einer meiner Bediensteten nickte und eilte davon. Ich hatte noch nie mit Sklaven gesprochen, geschweige denn eine Verhandlung mit ihnen geführt. Wieso auch? Sie waren nichtmenschliche Arbeitskräfte, die entweder etwas verbrochen hatten oder glücklich sein konnten von der Schützenden Hand aufgegabelt worden zu sein. Dennoch hatten sie eine gute Verhandlungsposition. Würden sie ihren Aufstand starten – und sie waren schließlich kurz davor – würde das einen enormen Schaden verursachen. Doch das wussten sie nicht, das musste ich zu meinem Vorteil nutzen.
„Wie können wir mit dem Anführer der Sklaven in Kontakt treten?“, fragte ich. „Der genaue Aufenthaltsort ist unbekannt, aber ich habe mich bereits im Vorhinein um ein Treffen bemüht und Koordinaten in einem der zahlreichen Fabrikviertel erhalten“, erklärte Simon, der gerade die Brücke betrat. Simon wurde mir als neuer Berater zugeteilt und ich hatte noch nicht die Gelegenheit gehabt, mich ausführlich mit ihm zu unterhalten. Offensichtlich wusste er bereits, was unsere Mission war und das schon, bevor ich das Gespräch mit Vondur Limiona hatte.
„Freut mich, dass ich das nun auch erfahre“, bemerkte ich verärgert. „Ich entschuldige mich, dass ich Euch erst jetzt davon berichte, aber Vondur Limionas Anordnung war eindeutig gewesen, Euch nur auf direkter Nachfrage zu helfen.“ Nun war ich noch mehr verwundert. „Wieso?“, entfuhr es mir. „Ich vermute, dass Vondur Limiona Eure Fertigkeiten testen und sehen möchte, wie Ihr ohne große Hilfestellung klarkommt. Selbstverständlich entspricht das nicht dem, wie ich mir unsere Zusammenarbeit vorstelle, jedoch werde ich mich zu Beginn etwas zurückhalten müssen.“
Das wurde ja immer besser. Nicht nur, dass ich mich vor eine schier unmöglichen Aufgabe befand, jetzt bekam ich also auch keine Unterstützung. Ich atmete tief ein, langsam wieder aus, ordnete meine Gedanken und überlegte mein weiteres Vorgehen. Vondur Limiona wollte mich bei einer kniffligen Aufgabe testen. Na schön, dann würde ich ihm beweisen, dass ich der Sache gewachsen war. „Bringt mich zu diesem Treffpunkt“, befahl ich dem Captain.
Es dauerte eine Weile, bis wir an der Orbitalstation angedockt hatten, mit dem Inter-Atmosphären-Lift zur Planetenoberfläche gebracht wurden und dort einen Luftgleiter auftreiben konnten. Während des Flugs durch die Straßen der verschiedenen Fabrikviertel dachte ich angestrengt nach und versuchte, einen Plan auszuarbeiten, um den Sklavenanführer zu überzeugen. Kein einziges Mal schenkte ich der Umgebung, den zahlreichen Fabrikgebäuden, den autonomen Frachtern oder den dunklen Abgaswolken meine Aufmerksamkeit.
So bemerkte ich überhaupt nicht, wie wir zum Sinkflug ansetzten und in einer abgelegenen Lagerhalle landeten. Dort erwarteten uns bereits mehrere Gestalten in heruntergekommenen Gewändern. Als ich ausstieg, blickte ich in deren ausdruckslosen Gesichter. Sie schienen nicht sehr erfreut, mit mir zu sprechen. „Vielen Dank für das Treffen, wer von Euch ist der Anführer?“, fragte ich und blickte in die Runde. Keiner der Anwesenden machte die Anstalten, mir zu antworten, stattdessen nahm einer einen kleinen Gegenstand vom Gürtel. Bei dieser verdächtigen Bewegung, zückten meine beiden Leibwächter ihre Blaster und stellten sich schützend vor mich. Doch der Mann hielt keine Waffe in der Hand, sondern einen kleinen Holokommunikator und legte diesen auf den Boden.
Sofort setzte sich das Abbild eines Mannes vor mir in der Luft zusammen. Die Gestalt trug eine ähnliche Arbeitskleidung, wie ich sie angezogen hatte. Eine Maske verdeckte das Gesicht, um nicht erkannt zu werden. Vermutlich befürchtete er, dass er erkannt und von den örtlichen Sicherheitskräften verhaftet werden würde. Dennoch spitzelten seitlich kleine orangefarbene Auswölbungen hervor, die wie kleine Tentakel aussahen. Ich kannte mich mit den verschiedenen Spezies nicht aus, aber Tentakeln an den Backen gab es vermutlich nicht so häufig.
„Willkommen auf Sullast, Legatin. Es freut mich, dass die Schützende Hand bereit für Verhandlungen ist“, grüßte der Mann, mit junger Stimme. „Die Ehre ist ganz meinerseits“, grüßte ich und vergaß für einen Moment, dass ich eigentlich mit einem Sklaven sprach und keinem hochrangigen Diplomaten. „Vermutlich wisst Ihr, dass wir unsere Arbeit niederlegen und für unsere Freiheit kämpfen werden. Es überrascht mich, dass die Schützende Hand so besorgt über unser Vorhaben ist, normalerweise reagieren sie erst, wenn es so weit ist“, meinte der Mann im Hologramm und verschränkte die Arme.
Er hatte erkannt, dass dieser Aufstand anders gehandhabt wurde, als sonst und das ließ ihn glauben, am längeren Hebel zu sitzen. In Wahrheit bestand der einzige Unterschied daran, dass ich ihm die Chance gab, sein Vorhaben abzublasen.
„Eigentlich bin ich nur aus Höflichkeit hier. Eine wirkliche Verhandlung wird es nicht geben“, entgegnete ich und blickte in das maskierte Gesicht. „Wir werden uns auch nicht mit weniger als unserer Freiheit zufriedengeben“, meinte der Anführer, „Wir schuften uns hier zu Tode, werden behandelt wie Vieh und das alles nur für Euren Wohlstand. Glaubt nicht, dass wir bereit sind, für etwas mehr Essen unsere Waffen ruhen lassen.“
„Tatsächlich, war genau das mein erster Gedanke gewesen. Auch wenn Ihr es nicht verdient, wären wir bereit, die Arbeitsbedingungen etwas zu verbessern“, erklärte ich ungeduldig. „Da lache ich ja, wir arbeiten achtzehn Stunden am Tag, es gibt nur eine Mahlzeit am Tag und wir schlafen auf dem Boden. Es gibt weder saubere Kleidung noch Freizeit. Wir sind bereit, uns zu erheben, wir haben nichts mehr zu verlieren!“
Ich grinste schief und meinte: „Ihr überschätzt Euch. Ich bin nicht hier, um mit Euch zu verhandeln, sondern um Euch zu warnen. Die Streitkräfte der Schützenden Hand sind bereits auf dem Weg und entschlossen diese Fabriken in Blut zu tränken, wenn es sein muss. „Ihr seid genauso wie die anderen, ihr realisiert gar nicht, was ihr uns antut!“
Bei dieser Bemerkung musste ich schmunzeln und meinte: „Ganz ehrlich, was habt Ihr erwartet? Ihr habt Euch das selbst eingebrockt! Ihr seid nichts weiter als minderwertige Verbrecher!“ Bei dieser Bemerkung blitzen seine Augen auf. „Minderwertig? Verbrecher? Ihr seid genauso wie die Aufseher. Wir haben nie etwas verbrochen, wir sind in Gefangenschaft geboren worden und werden von Euch behandelt wie Dreck!“
Nun war ich etwas verwundert. „Wie, Ihr seid in Gefangenschaft geboren worden?“ Wütend schrie der Mann: „Wir sind keine Menschen. Die Vondur haben unsere Vorfahren vor Tausenden von Jahren entführt und in ihre Minen gesteckt. Nur weil wir Nichtmenschen sind, so wie ihr uns nennt, glaubt Ihr, wir hätten das verdient.“ Das Gesagte verwunderte mich nur noch mehr. Bisher hatte ich immer nur gehört, dass verbrecherische Nichtmenschen versklavt wurden. Böse, hinterhältige Verbrecher, welche die Barmherzigkeit der Schützenden Hand verspielt hatten.
Doch jetzt, da ich es mit eigenen Augen sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das alles war eine Lüge gewesen. Ein Gefühl, das ich nur selten spürte, machte sich in mir breit: Unsicherheit. Eigentlich kannte ich stets den Weg, um mich in Verhandlungen durchzusetzen und meine Ziele zu erreichen, doch diesmal war es anders. Meine Annahme, dass die Sklaven zurecht unter unmenschlichen Bedingungen arbeiteten, war falsch gewesen.
Ich sah zu meinem Berater. Simon erwiderte meinen Blick mit Verwunderung, jedoch nicht, weil er ebenso entsetzt war, wie ich, sondern weil er offensichtlich trotzdem der Meinung war, dass die Nichtmenschen die Sklaverei verdient hatten. Irgendetwas musste ich tun, meine erste Verhandlung durfte nicht scheitern, das würde mir Vondur Limiona nicht verzeihen. Der Gouverneur war bestimmt nicht bereit, Zugeständnisse zu machen, aber irgendwie musste ich doch den Sklavenarbeitern helfen. Aber wie?
Während ich überlegte, trat Simon vor und meinte: „Das alles ist egal. Ihr seid Eigentum der Schützenden Hand und müsst für diese Arbeiten, falls ihr das nicht tut, kommt das Militär und verwandelt Eure Unterkünfte in Schlachthäuser!“ Geschockt, starrte ich zu Simon. Hatte der Mann denn gar kein Mitgefühl oder Anstand? Wütend ging ich einen Schritt auf ihn zu, beugte mich vor und flüsterte in sein Ohr: „Ihr geht sofort zurück in den Gleiter. Ich werde die Verhandlung alleine führen. Meine Wachen werden Euch begleiten.“
Ich blickte zu den beiden Leibwächtern und nickte in Richtung Gleiter. Sie verstanden sofort und gingen. Schließlich drehte ich mich wieder zum Hologramm und meinte: „Entschuldigung für die Worte. Ich würde Euch gerne helfen, aber ich weiß nicht, wie. Der Gouverneur wird Euch unter keinen Umständen freilassen.“ Der Mann im Hologramm nickte: „Dann wird es wohl auf einen Kampf hinauslaufen. Wir haben nichts zu verlieren, lieber sterben wir, als so weiter leben zu müssen.“
Dieser Satz traf mich, wie ein Schlag in die Magengrube. Ich war noch nie jemand gewesen, der schnell klein beigab, doch mein Leben hatte ich noch nie aufs Spiel gesetzt. Plötzlich kam mir ein Gedanke: „Hört zu, weder Ihr noch wir möchten, dass es Tote gibt. Was haltet ihr von einem Kompromiss? Ich könnte versuchen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Eventuell könnte ich den Gouverneur überreden, Roboter für die schwersten Arbeiten einzusetzen.“
„Das kommt nicht infrage. Entweder unsere Freiheit oder gar nichts“, meinte der Anführer und schüttelte den Kopf. „Ich verstehe Euch, doch überlegt mal. Die Roboter würden Euch entlasten. Ihr könntet es erst einmal probieren und wenn ihr immer noch unzufrieden seid, dann könnt ihr immer noch einen Aufstand anzetteln.“
Ein Grinsen zeichnete sich in seinem Gesicht ab: „Das ist nur eine Frage der Zeit. Nein, dem stimme ich nicht zu.“ Die Forderung nach Freiheit war absolut verständlich, jedoch nicht umsetzbar. Irgendwie musste ich ihn überzeugen, meinen Vorschlag anzunehmen. „Gibt es Kinder oder Frauen unter Euch?“, fragte ich vorsichtig, in dem Wissen, dass die Antwort auf der Hand lag. „Natürlich, ein Grund mehr, für sie zu kämpfen“, murmelte er. „Was wäre, wenn für jeden Roboter, den ich heraushandeln kann, ein Kind oder eine Frau die Freiheit geschenkt bekommt?“
Nun regte sich etwas im Gesichtsausdruck des Hologramms. „Das würdet Ihr tun?“ Ich nickte zustimmend, auch wenn ich wusste, dass der Gouverneur nur schwer zu überzeugen sein würde. Doch ich hatte schon einen Plan, wie ich das anstellen konnte. Wenn die Limiona Familie die Roboter stellen würde, müsste die Abmachung dem Gouverneur gefallen. Ob Sklaven oder kostenlose Roboter die Arbeit für ihn verrichteten, dürfte ihm egal sein.
„Legatin Elara Velice, wenn Ihr den Gouverneur überzeugen könnt, die Schwächsten von uns gehen zu lassen, stehen wir in Eurer Schuld“, sagte der Mann und beendete die Übertragung des Hologramms.
Beschreibung der Kurzgeschichte
Folge Legatin Elara Velice, einer mutigen und diplomatisch geschickten Verhandlerin, die zwischen den Fraktionen einer rauen interstellaren Gesellschaft agiert. Ihr neuester Auftrag führt sie auf den Planeten Sullast, wo sie versucht, die grausame Sklaverei von Frauen und Kindern durch den Einsatz von Arbeitseinheiten zu ersetzen. Inmitten von Intrigen muss Elara gekonnt durch Verrat und politischen Machtspielen navigieren.
Zum Scheitern verurteilt
Sullast – Teil III
„Legatin Velice, Ihre Idee gefällt mir“, sagte der Vondur im Hologramm, welches von dem Würfel in meiner Hand projiziert wurde. „Es wird nur eine Herausforderung sein, den Gouverneur zu überzeugen. Er hasst die Sklaven und möchte sie leiden sehen. Ihr Vorschlag, Roboter, statt den Kindern und Frauen, arbeiten zu lassen, wird ihm nur wenig Freude bereiten.“
Ich war mir der Herausforderung bewusst, aber ich war bereits so weit gekommen, dass ich die Zustimmung des Aufstandsanführers und meines Auftraggebers hatte. Den Gouverneur würde ich nun auch noch überzeugen können. „Wie viele Arbeitsroboter können wir für den Tauschhandel auftreiben?“, fragte ich Vondur Limiona. „Hmm“, murmelte er und rieb sich das Kinn, „wir könnten eventuell Zehntausend aus unseren Beständen auftreiben, ohne dass wir anderswo nennenswerte Einbußen hätten. Für jeden weiteren müssten wir mehr bezahlen, als die Sklaven wert sind.“
Etwas verwundert blickte ich zu ihm und fragte: „Was ist denn der Wert eines Sklaven?“ Das kommt darauf an, wofür dieser eingesetzt werden soll. Da wir Arbeitssklaven erhandeln, hängt der Preis von ihren körperlichen Leistungen ab. Die Frauen und Kinder, um die es geht, werden jeweils kaum mehr als tausend CEX wert sein.“ Eintausend CEX für das Leben eines Menschen? Das war erschreckend. Dafür hätte ich mir nicht mal eine Unterkunft für einen Monat mieten können.
Ohne mir mein Entsetzen anmerken zu lassen, fuhr ich fort: „Und was passiert mit ihnen, sobald wir sie befreit haben?“ Martin Limiona, antwortete etwas genervt: „Ich spüre Eure Besorgnis um ihr Wohlergehen. Die Limiona Familie wirft Eigentum nicht einfach weg. Jedoch könnt Ihr Euch sicher sein, dass es ihnen deutlich besser gehen wird, sobald sie vom Planeten Sullast runter sind. Und nun an die Arbeit.“
„Eine Sache wäre da noch“, sagte ich, bevor der Vondur die Übertragung beenden konnte „Und die wäre?“, fragte der Mann hörbar verwundert. „Die Ansichten meines Assistenten Simon sind fragwürdig. Ich würde mir wünschen, einen anderen Assistenten aussuchen zu dürfen“, erklärte ich. „Hat das mit seiner Einstellung zu den Sklaven zu tun?“, fragte das Hologramm.
Auch wenn mir klar war, dass für einen Vondur die Sklaverei nichts Verwerfliches war, musste ich meinen Unmut über Simons Verhalten kundtun: „Ja, aber vor allem, dass durch seine Einstellung beinahe die Verhandlungen geplatzt wären. Jemanden, der seine Ideologie über die Diplomatie setzte, kann ich nicht gebrauchen.“ Der Vondur hielt sich nachdenklich das Kinn. Ich war mir nicht sicher, ob er nachdachte oder versuchte meine Gedanken zu lesen, so wie er es auf Alandor getan hatte. „Nun gut“, meinte er schließlich, „sobald ihr mit dem Auftrag auf Sullast fertig seid, werde ich Euch einen neuen Assistenten zuweisen. Bis dahin müsst Ihr Euch mit Simons Unterstützung zufriedengeben.“
„Vielen Dank, mein Vondur“, sagte ich und deutete eine Verbeugung an. Ohne eine Verabschiedung beendete der Mann die Übertragung und das Hologramm erlosch. Nun musste ich nur noch den Gouverneur vom Planeten Sullast davon überzeugen, die Frauen und Kinder, die in den Fabriken als Sklaven schufteten, gegen deutlich leistungsstärkere Roboter zu tauschen. Ich deaktivierte den würfelförmigen Holokommunikator und steckte ihn in meine Tasche. Mein Blick schweifte über die Umgebung zu meinem Gleiter, in welchem mein Chauffeur wartete. Ich hatte mich dazu entschieden, das Gespräch mit Vondur Limiona nicht im Fahrzeug zu führen, sondern den Gleiter-Piloten gebeten, mich zu einer abgelegenen Seitengasse herauszulassen. Ich war mir nicht sicher gewesen, wie der Vondur auf meine Idee reagieren würde und ich wollte es nicht riskieren, dass mein Pilot eine eventuelle Standpauke mitbekam.
Während ich zurücklief, wich ich den dunkelfarbigen Pfützen aus und stieg anschließend ins Fahrzeug. „Bringen Sie mich zum Gouverneur“, befahl ich knapp, schloss die Tür und lehnte mich zurück. „Sehr wohl, Ma’am“, bestätigte der Chauffeur. Der Gleiter beschleunigte sanft und gewann an Höhe. Wir flogen über die verschiedenen Fabrikkomplexe hinweg und steuerten auf einen großen Turm zu, der weit über die anderen Gebäude hinausrage. Es war typisch für die Residenzen der Regierenden, dass diese aus der Umgebung herausstachen und ein solch hohes Gebäude, sah ich definitiv nicht zum ersten Mal bei einem Gouverneur.
Nach ein paar Minuten erreichten wir die erhöhte Landeplattform und leiteten den Sinkflug ein. Noch bevor der Gleiter vollständig aufsetzte, öffnete ich die Tür und trat hinaus. Eine ältere Frau trat mir entgegen und sagte: „Willkommen Legatin Velice, der Gouverneur wartet bereits auf Sie.“ Ich nickte und folgte der Dame durch mehrere mit Samtteppich ausgelegte Gänge, bis sie vor einer großen Pforte stehen blieb. Nachdem sie diese geöffnet hatte, trat ich ein und fand mich in einem großen Raum wieder, der mit verschiedenen Möbeln und Pflanzen bestückt war. Das Büro des Gouverneurs.
Er saß auf einem Sessel und war gerade dabei, eine Zigarre zu rauchen. „Ah, Legatin Velice, willkommen auf Sullast. Ich hoffe, wir können diese Angelegenheit schnell klären, ich habe einiges zu tun“, meinte der ältere Mann und streifte etwas Asche seiner Zigarre ab. „Das sehe ich“, murmelte ich, so leise, dass er es nicht hören konnte und fuhr etwas lauter fort, „Ich habe bereits mit den Aufständischen gesprochen und einen Deal ausgehandelt.“
Der Mann blicke mich an und zog die Augenbrauen ungläubig hoch. „Setzen Sie sich“, sagte er mit einem befehlenden Tonfall und zeigte auf die Couch ihm gegenüber. „Die Limiona Familie wird Arbeitsdroiden bereitstellen“, sagte ich. „Wieso kommen so hübsche Frauen wie Sie immer gleich zur Sache?“, fragte mein Gegenüber und musterte eindeutig meinen Körperbau. Etwas angeekelt fuhr ich fort: „Es werden zehntausend Roboter für die Arbeiten bereitgestellt, kostenlos natürlich. Im Gegenzug haben wir den Aufständischen versprochen, pro Roboter einen Sklaven in die Dienste der Limiona Familie zu stellen.“
Der Gouverneur blickte misstrauisch. „Sie verhandeln tatsächlich mit diesen Tieren?“, fuhr es aus ihm heraus. „Sir, ich biete ihnen einen perfekten Tauschhandel an. Sie geben uns Arbeitssklaven, vorzugsweise Frauen und Kinder und im Gegenzug erhalten sie deutlich produktive und wertvollere Droiden. Damit wären die Aufstände abgeblasen und es wäre für alle Beteiligten ein Gewinn.“
Der Gouverneur schüttelte den Kopf und meinte: „Ein cleverer Plan, doch so leicht lasse ich mir meine Sklaven nicht abschwatzen.“ Verwundert entgegnete ich: „Sir, ich möchte Sie nicht übers Ohr hauen, ein Roboter ist in der Produktivität sicherlich fünf Sklaven wert, das ist für Sie ein perfekter Deal.“ Der Mann grinste, blickte mir in die Augen und anschließend langsam an mir herunter. „Wie wäre es, wenn Sie noch etwas drauflegen würden? Eine Kleinigkeit? Etwas Persönliches?“ Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte ihm eine Ohrfeige verpasst, doch ich beherrschte mich. Es war nicht das erste Mal, dass ein Mann so mit mir sprach. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die mächtigen Politiker meist noch schmieriger waren, als die besoffenen Piloten am Raumhafen.
Mit diplomatischer Ruhe und etwas undiplomatischer Arroganz, sagte ich: „Das kommt nicht infrage. Das Angebot über die Roboterlieferung steht und Sie sollten es annehmen, bevor die Limiona Familie es wieder zurückzieht.“ Der Mann schüttelte enttäuscht den Kopf. „Sie verstehen wirklich kein bisschen Spaß“, grummelte er, „Wie dem auch sei, das Angebot werde ich ausschlagen müssen.“
Langsam nervten mich seine Spielchen. Der Tauschhandel war perfekt, warum musste er seine Machtposition nur so ekelhaft genießen? „Ich habe den Aufstand auf meine Weise geregelt“, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. Bei diesen Worten wich mein höfliches Lächeln endgültig aus meinem Gesicht. „Wie meinen Sie das?“, fragte ich, unsicher, ob ich die Antwort hören wollte. „Als Sie mit dem Anführer der Aufständischen gesprochen haben, hat der Schützende Geheimdienst das Hologespräch zurückverfolgt. Es war übrigens sehr freundlich von Ihnen gewesen, dafür extra nach Sullast zu reisen.“
Wütend stand ich auf und rief: „Sie haben das Gespräch einer Diplomatin belauschen lassen?“ Der Mann grinste und erklärte: „Ach kommen Sie, Sie wissen ganz genau, dass der Geheimdienst das darf. Nachdem die Verbindung zurückverfolgt wurde, konnten die Agenten den Aufenthaltsort aufspüren. Vermutlich schlagen sie in genau diesem Moment zu.“
Ich fasste es nicht, was ich da hörte. Meine Bemühungen waren völlig umsonst gewesen. Genaugenommen hatte das bereits vor meiner Ankunft festgestanden. Wut machte sich in mir breit. Ich hasste es, benutzt zu werden, doch so war nun mal das Spiel der Diplomatie. Hinterhältigkeit und Intrigen lauerten überall, doch ich hatte nicht damit gerechnet, auf Sullast in eine dieser Fallen zu tappen.
„Was ziehen Sie nur für ein Gesicht, seien Sie doch froh! So muss die Limiona Familie keinerlei Roboter bereitstellen, spart sich einen Haufen Geld und der Aufstand ist niedergeschlagen“, meinte er und nahm einen letzten Zug aus seiner Zigarre, „Und jetzt haben wir endlich etwas Zeit uns kennenzulernen.“ Er legte seine Zigarre zur Seite und streckte seine Hand aus, doch noch bevor er mein Bein berühren konnte, schlug ich diese kraftvoll zur Seite und stand auf. „Sie widern mich an“, blaffte ich und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.