Cover Kurzgeschichte - Zum Scheitern verurteilt

Beschreibung der Kurzgeschichte

Eine epische Geschichte aus einer anderen Welt: In den dunklen Tiefen des heiligen Planeten Toruban führt ein Team von Archäologen und Historikern unter der Aufsicht der mysteriösen Vondur geheime Grabungen durch.

Ihre Aufgabe ist es, das Grab des mächtigen Vondur Orek zu finden. Auf dieser atemberaubenden Reise durch die unbekannten Tunnel und Kammern von Toruban, wird das Team ständig von Gefahr und Intrigen bedroht.

Spannung, Entdeckungen und übernatürliche Ereignisse vermischen sich in diesem aufregenden Science-Fiction-Abenteuer.

Mächte der Vondur

„Wie gehen die Arbeiten voran?“, fragte ich, als ich die dunkle Kammer tief unter der Erde betrat. Die Luft war staubig und einzig ein paar kleine tragbare Lampen spendeten gerade genug Licht, um sich nicht an den Vorsprüngen des porösen Sandgesteins anzustoßen. „Ich glaube, wir haben die Grabkammer gefunden, Ma’am“, erklärte einer der Archäologen und deutete auf eine unscheinbare Stelle der Wand.

Ein Gefühl von Anspannung machte sich in mir breit. Es handelte sich um eine Mischung, aus Vorfreude, endlich einen Durchbruch bei den Grabungen auf Toruban erreicht zu haben und Nervosität, falls sich diese doch wieder als Reinfall entpuppten. Vondur Marakai, der unser Team aus Archäologen und Historikern beaufsichtigte, war mit seiner Geduld langsam am Ende, das hatte er in meinem letzten Gespräch mit ihm deutlich gezeigt.

Nachdem wir bei der letzten Grabung nichts finden konnten, hatte er mich mit seinen telekinetischen Vondur Kräften gepackt und quer durch die Grabungsstätte geworfen. Die Vondur waren Furcht einflößend, doch zeitgleich faszinierend. Es war mir und jedem meiner Teammitglieder eine Ehre, hier auf Toruban diese Forschungen anstellen zu dürfen, vor allem, da der Planet den Vondur heilig war. Außer meinen Kameraden war ich auf diesem Planeten keinem einzigen normalen Menschen begegnet. Ausschließlich Vondur war der Aufenthalt auf Toruban gestattet, ausgenommen wir natürlich.

Vondur Marakai, hatte sich darüber beklagt, was für eine wahre Tortur es gewesen sei, den Rat der Vondur zu überzeugen, uns diese Grabungen tätigen lassen zu dürfen. Unsere Aufgabe war es, das Grab eines mächtigen Vondurs namens Orek zu finden. Einem berüchtigten Vondur, der vor mehr als tausend Jahren gelebt hatte und hier auf Toruban gestorben war. Wieso es so wichtig war, die Grabstätte zu finden, wussten wir nicht, aber ich vermutete, dass es irgendetwas mit seinen Kräften zu tun hatte.

„Ok, dann versucht dort durchzubrechen, aber passt auf, dass Ihr nichts beschädigt. Die Vondur sind nachtragend, wenn man deren Eigentum zerstört“, meinte ich, wobei der zweite Teil meiner Anweisung überflüssig war, denn meine Kollegen hatten genauso viel Respekt vor der unberechenbaren Wut der Vondur, von welcher wir bereits des Öfteren Zeugen geworden waren.

Auch wenn uns der Zutritt zur Akademie der Vondur verboten war, hatte ich vor drei Tagen ein paar der Adepte trainieren sehen. Ihr Vondur Meister hatte sie zur Strafe in der sengenden Hitze gegeneinander kämpfen lassen, bis der letzte von Ihnen völlig erschöpft und blutverschmiert im Wüstensand zu Boden ging. Das hämische Grinsen auf den Lippen des Lehrers ließ es mir immer noch kalt über den Rücken laufen, wenn ich daran dachte.

„Hier ist tatsächlich etwas dahinter“, meinte ein anderer Archäologe, welcher vorsichtig ein Loch in den Sandstein gebohrt hatte. „Lasst mich sehen“, rief ich begeistert, schob mich an ihm vorbei und lugte in die daumenbreite Öffnung. Die kleine Bohrung hatte wirklich einen Hohlraum freigelegt. Wie groß dieser war, konnte ich nicht abschätzen. Es hätte alles sein können, von einem Luftloch im Sandstein bis hin zu einer weiteren Kammer des Grabs. 

„Vergrößert das Loch, bis wir mehr sehen“, befahl ich und ließ die anderen wieder arbeiten. „Wie ich sehe, habt Ihr etwas gefunden“, hörte ich plötzlich eine tiefe Stimme direkt hinter mir. Erschrocken wirbelte ich herum und hätte dabei beinahe eine der Lampen umgeworfen. „Ja, mein Vondur“, stammelte ich verwundert, als ich in die leblosen Augen eines alten Mannes blickte.

Als Historikerin und Archäologin der Schützenden Hand hatte ich schon einiges über den Vondur Orden erfahren, jedoch war mir Vondur Marakai nach wie vor ein Rätsel. Wie konnte man so alt und leblos aussehen und trotzdem so kräftig sein, sich problemlos den Weg hier runter zur Grabungsstätte zu bahnen? Vor allem so lautlos!

„Ich spüre, dass Ihr diesmal richtig seid. Die Kälte zeugt von seiner Macht“, murmelte der Mann. Noch war ich mir nicht so sicher. Wir hatten bereits mehrmals nicht verzeichnete Hohlräume entdeckt, jedoch hatten diese bis jetzt noch nie etwas Wertvolles enthalten. „Welche Kälte?“, fragte ich, wischte mir die Schweißperlen aus dem Gesicht und prüfte mit der Hand, ob aus der Lücke in der Wand ein Windzug zu spüren war. Fehlanzeige.

Der Vondur machte sich nicht die Mühe mir zu antworten, sondern begutachtete, wie mein Team das Loch Stück für Stück vergrößerte, bis man schließlich mit den Lampen hineinleuchten konnte. Der Raum, der zum Vorschein kam, war schätzungsweise drei Meter breit und fünf Meter lang. Am hinteren Ende erkannte ich den Umriss einer Person, doch es war zu dunkel, um Genaueres zu erkennen. „Beeilt Euch“, grummelte der Vondur und ich begann, meine Kollegen bei den Arbeiten zu unterstützen. Ich war genauso gespannt darauf, was wir dort drinnen finden würden, wie der Vondur und brach vorsichtig einen gemeißelten Sandstein aus der Wand.

Nachdem das Loch groß genug war, stieg ich hindurch, dicht gefolgt von Marakai. Während ich mit meiner Lampe die Kammer beleuchtete, betrachtete ich den Umriss am anderen Ende. Es handelte sich um eine menschengroße Statue, die in den Stein gemeißelt war. Obwohl diese vermutlich hunderte Jahre alt war, konnte man dennoch jedes Detail einwandfrei erkennen. Sie zeigte einen Mann mit einer geschwungenen Narbe quer über seinem Gesicht. Seine Kleidung war eindeutig eine altertümliche Variante der Vondurkutten, welche die meisten hochrangigen Vondur hier auf Toruban trugen.

„Wir haben es gefunden“, flüsterte Marakai, in einem emotionslos Ton. Verwundert blickte ich zu ihm. Wir waren seit Ewigkeiten mit den Grabungen beschäftigt und jetzt, wo wir kurz davor waren, etwas Bahnbrechendes zu finden, war dieser Mann so gefühlskalt wie eh und je. Allein wenn ich an seine Wutanfälle dachte, nach jeder missglückten Grabung, kam es mir fast so vor, als stünde ein völlig anderer Mensch vor mir. „Brecht sie auf“, flüsterte er kaum hörbar und zeigte auf die Statue. „Sir? Diese Statue ist ein seltenes Relikt, wir sollten sie nicht beschädigen“, entgegnete ich, machte zwei Schritte nach vorn und begutachtete die leichten Spuren der Bildhauerei im Gestein.

Plötzlich wurde der Raum in ein grelles Licht gehüllt und ein elektrisch geladenes Knistern erfüllte die Kammer. Verwundert blickte ich zu Vondur Marakai. Aus seinen Fingern strömten gelbe Blitze hervor und legten sich um sein Kryschwert, als er dieses von seinem Gürtel löste. Ohne ein Wort zu sagen, ging er auf mich zu und holte zum Schlag aus. Wie versteinert, unfähig zu verstehen, was hier vor sich ging, stand ich da und blickte in die gelblichen Blitze, die das Schwert hinter sich herzog. Die Klinge raste auf meinen Kopf zu, doch ich war unfähig auszuweichen.

Auf einmal erstarrte Marakai, verkrampfte und ließ die Klinge fallen. Knisternd erloschen die Blitze des Vondurs. Immer noch völlig entsetzt, blickte ich zu ihm herüber. Erst jetzt fiel mir auf, dass aus seiner Brust ein schwarzer Gegenstand hervorstach, um welchem sich ebenfalls Blitze kräuselten, nur waren diese rot. Leise röchelnd, sackte der alte Mann reglos zusammen, knallte auf den Boden und gab den Blick auf eine junge dunkelhaarige Frau frei. Den dunklen Gegenstand hielt sie fest in der Hand, während sie mich ausdruckslos ansah.

Anhand ihrer Kleidung, sowie der Tatsache, dass der Gegenstand ebenfalls ein Kryschwert war, erkannte ich, dass sie auch eine Vondur war. „Danke“, stammelte ich, als ich realisierte, dass sie mir das Leben gerettet hatte. „Wo ist das Artefakt?“, fragte sie, ohne auf meine Dankbarkeit einzugehen. Noch immer unter Schock machte ich einen Schritt zur Seite und deutete auf die Statue. „Vondur Marakai vermutete es dort“, sagte ich.

Die Frau nickte, betrachtete die Bildhauerei, die in den Sandsteig geschlagen worden war und meinte schließlich: „Grabt es vorsichtig aus, es sollte nicht beschädigt werden. Wisst Ihr bereits, worum es sich handelt?“

Ich schüttelte den Kopf: „Nein, Ma’am, das Artefakt gehörte vermutlich Orek, jedoch wissen wir noch nicht, was es ist.“ Die Vondur nickte und befahl mit einer Handbewegung, mit der Arbeit zu beginnen. Meine Kameraden und ich gehorchten. „Noch einmal vielen Dank, dass Ihr mich gerettet habt“, sagte ich. „Noch habt Ihr es nicht überstanden. Findet das Artefakt und gebt es mir, dann lasse ich Euch am Leben“, entgegnete sie. Bei diesen Worten schluckte ich.