Beschreibung der Kurzgeschichte

Jussan Rezik, ein hartgesottener Frachterpilot, betritt das furchteinflößende Anwesen der Vondur Familie auf dem mysteriösen Dschungelplaneten Dru Kas, bereit, seine Dienste anzubieten. Doch die reiche und mächtige Rhast-Familie verbirgt mehr als nur ihr Imperium hinter ihren gigantischen Mauern. In einer Welt voller Intrigen, Sklaverei und Gefahr wird Jussan bald herausfinden, dass nicht alle Geschäfte so einfach sind, wie sie scheinen. Entdecke eine außerweltliche Saga voller Spannung, Geheimnisse und düsterer Machenschaften in dieser packenden Kurzgeschichte.

Die Vondur von Dru Kas

Langsam ging ich über den geschotterten Weg auf die gigantische Pforte des Anwesens zu. Es war nicht das erste Mal, dass ich von den monströsen Bauten der Vondur fasziniert und zeitgleich eingeschüchtert war. Die massive Steinmauer, die das Gebiet des Rhast-Anwesens umschloss, war Dutzende Meter hoch und ragte bis zu den Gipfeln der Bäume. Ich verstand es immer noch nicht, warum diese reiche Vondur Familie ausgerechnet auf diesem düsteren und nassen Dschungelplaneten ihr Imperium errichteten.

Auf Dru Kas gab es nichts Wertvolles. Ein paar Städte und viel, sehr viel Dschungel. Soweit ich wusste, war der Planet nicht einmal reich an Bodenschätzen, dennoch herrschten drei verschiedene Vondur Familien von hier aus. Eigentlich war es mir auch egal, warum die Rhast-Familie diesen Palast mitten im abgelegenen Dschungel errichtet hatte, denn ich war wegen der Geschäfte hier.

Während ich mich weiter der Grenze des festungsartigen Anwesens näherte, bemerkte ich die Silhouetten mehrere Wachsoldaten, die an der Pforte standen und mich scheinbar bemerkt hatten. Da ich nichts zu verbergen hatte, ging ich entspannt weiter. „Ausweis und Waffen bitte“, rief einer der Soldaten und verstärkte den Griff, um sein Blastergewehr. „Ich bin Jussan Rezik, hier ist mein Ausweis. Meine Blasterwaffen habe ich in meinem Schiff gelassen, ich habe nur dieses Messer bei mir“, erklärte ich ruhig und öffnete meinen Mantel, damit die Soldaten die Waffe an meinem Gürtel sehen konnten.

„Alles klar, her mit dem Ausweis. Erikk, durchsuche ihn“, sagte der Soldat vor mir und nahm mir den Ausweis ab, „Weswegen seid Ihr hier?“ „Wie man vielleicht an meiner Kleidung bereits erkennt, bin ich Frachterpilot. Mein Raumschiff steht im nahegelegenen Raumhafen. Ich bin hier, um meine Dienste anzubieten. Mir ist zu Ohren gekommen, dass hier einige Gleichgesinnte sind und es genug zu tun gibt.“ Der Soldat nickte und meinte: „Die Rhast-Familie benötigt definitiv zahlreiche Piloten. Euch sollte jedoch klar sein, dass die Aufträge nicht ungefährlich sind.“ Ich zuckte mit den Schultern und erklärte: „Ich hab schon so einiges erlebt, für mich sind solche Aufträge Routine.“

Der Mann machte keine Bemerkung, stattdessen tastete Erikk mich ab und meinte schließlich: „Er ist sauber.“ Erst an der Stimme bemerkte ich, dass Erikk eine Frau war. Die Rüstung und der Helm, die ihr Gesicht und Statur verdeckten, hatten mich getäuscht. „Ok, Ihr könnt passieren.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, bedankte mich und überquerte die Schwelle des Tors. Dahinter kam das Anwesen zum Vorschein, wobei der Begriff deutlich untertrieben war. Viel mehr ähnelte es einer Siedlung.

Dutzende mehrstöckige Bauten ragten auf beiden Seiten der Straße empor. Die Fenster ließen darauf schließen, dass es sich um Wohnhäuser für die Bediensteten handelte. Einige von ihnen waren auch zu sehen. Ein paar waren gerade dabei, aufzuräumen und trugen verschiedene Behälter umher. Während ich vorbeiging, fiel mir auf, dass jeder von ihnen ein silbernes Band um den Hals trug. Etwas entsetzt realisierte ich, dass es Sklavenhalsbänder waren, welche die Bediensteten davon abhielt, das Grundstück des Anwesens zu verlassen. Irgendwie etwas überflüssig, wenn man die hohen Mauern und Wachen bedachte.

Sklavenhaltung war natürlich nichts Neues. Überall in der Galaxis wurden Sklaven genutzt, sei es, um Kosten zu senken, oder um jemanden zu finden, der die unmenschlichen Arbeiten verrichtete. In den Kernwelten hatte ich bisher nur Nichtmenschen als Sklaven gesehen, doch hier war es Menschen.

Keiner von ihnen traute sich, mich anzusehen, als ich dem Verlauf der Straße weiter folgte und schließlich einen großen Platz erreichte. Auf der anderen Seite befand sich das Herzstück des Anwesens: der Palast! Hier lebten also die Mitglieder der Rhast-Familie. Soweit ich wusste, wurden dort nur hochrangige Diplomaten und Geschäftsleute empfangen. Neben den Bediensteten und Wachen hatten nur wenige das Recht, dieses Gebäude zu betreten, das war mir zumindest am Raumhafen erklärt worden.

Stattdessen wandte ich mich dem Eingang eines Hauses zu, über dem in großen leuchtenden Lettern „Cantina“ stand. Wie man bereits vermuten konnte, standen dort mehrere schmierige Leute herum, die rauchten und sich unterhielten. Anhand ihrer Kleidung schloss ich ebenfalls auf Raumpiloten und Schmuggler. Entschlossen ging ich an diesen vorbei und betrat die Cantina. Ein Geruch aus Alkohol und latosanischer Fleischsuppe kam mir entgegen.

Mein Blick wanderte über die zahlreichen Besucher dieses Schuppens. Die meisten Tische waren belegt, wobei nur die wenigsten wirklich etwas zu Essen vor sich stehen hatten. Die meisten schienen sich schlicht zu unterhalten und nebenbei etwas Rum oder Gin zu trinken. Der Anblick war mir mehr als vertraut. Irgendwie hatten Schmuggler, Raumpiloten und Kopfgeldjäger die Eigenschaft, eine Bar oder ein Restaurant komplett für sich zu beanspruchen und in einen Treffpunkt allen möglichen Gesindels zu verwandeln.

Ich entschied mich zur Bar hinüberzugehen und orderte einen bartikanischen Gin. „Bitte sehr“, meinte der Barkeeper, der ebenfalls ein Sklavenhalsband trug und stellte ein Glas mit rot-violetter Flüssigkeit vor mir auf den Tresen. Ich bedankte mich nickend und nahm einen Schluck. Das vertraute Brennen im Hals entfachte ein wohliges Gefühl in mir. „Neu hier?“, fragte eine Stimme neben mir und stupste mich an. Verwundert wandte ich mich um und blickte in die grünen Augen eines etwas zu blass geratenen jungen Mannes. „Was hat mich verraten?“, fragte ich, ohne meinen Unmut über seine Alkoholfahne anmerken zu lassen. Der Mann grinste und seine vergilbten Zähne kamen zum Vorschein: „Na ganz einfach, ich seh’ dich hier zum ersten Mal!“

Bereits jetzt war ich von diesem Mann genervt. Wieso sprachen mich in den Cantinas immer zuerst die betrunkenen und nervigen Personen an? „Du solltest verschwinden, bevor es zu spät ist“, rief der Mann und griff meinen Unterarm. Das ging zu weit! Mit einer unsanften Bewegung riss ich mich los und stieß den Mann zurück. Dieser stolperte und wäre fast rücklings über den nächsten Barhocker geflogen. Zu meiner Enttäuschung nur fast. Ich liebäugelte damit, noch einmal nachzusetzen, doch ein anderer Mann schob sich in mein Blickfeld. „Lass den Armen, der ist nur etwas zu dicht“, meinte er. Sein Äußeres ließ mich etwas grübeln.

Der Mann hatte eine muskulöse Statur und war ein gutes Stück größer als ich. Was jedoch noch deutlicher hervorstach, waren die kurzen Hörner, die seine Glatze säumten. War er ein Riv oder ein Schehr? Die beiden Spezies konnte ich nie auseinanderhalten. „Riv“, murmelte der Mann kaum hörbar, so als hätte er meine Gedanken gelesen. „Bist du Kopfgeldjäger oder Pilot?“, fragte ich und musterte die Gestalt. Von seinem selbstsicheren Auftreten ging ich eher von Ersterem aus. Bei meiner Frage musste er schmunzeln und schüttelte den Kopf: „Keins von beiden, aber das ist auch nicht wichtig.“

„Doch ist es, ich muss doch wissen, wenn ich mit einem Konkurrenten rede“, scherzte ich und nahm einen Schluck aus meinem Glas. „Das vorhin war mein Ernst, du solltest dir gründlich überlegen, ob du für die Rhast-Familie arbeiten möchtest. Sie ist zwar hier auf Dru Kas die anständigste Familie, aber auf lange Sicht wirst du es bereuen.“ Ich schüttelte den Kopf und erklärte: „Ich hab’ die Aufträge gesehen, die hier vergeben werden. Die Bezahlung ist deutlich besser, als für irgendwelchen Routineflüge. Die Vondur setzten auf Diskretion und da sie die Gesetze machen, muss man nicht einmal Angst haben, für illegalen Schmuggel in den Knast zu gehen.“

Der Riv sah mich an, als wäre ich ein Kleinkind, das irgendetwas absolut Naives von sich gegeben hätte. Dieser Gesichtsausdruck missfiel mir. Für wen hielt sich dieser Besserwisser? „Vor den Grenzkontrollen brauchst du keine Angst haben, das stimmt. Jedoch sind die Flüge nicht ungefährlich. Die Waren sind eine begehrte Beute. Piraten wissen, was für Schätze die Vondur gerne unbemerkt verschiffen und auch die Kreis-Allianz kann Probleme verursachen“, erklärte der Mann und kratzte sich am Kinn.

„Mit Piraten werde ich fertig“, murmelte ich und nahm einen letzten Schluck. „Hmm, das sagen alle“, murmelte der Fremde, „Neunzehn von zwanzig Aufträgen laufen glatt, aber beim zwanzigsten wird die Ladung beschädigt, zerstört oder geklaut und dann? Die Vondur sind nachtragend bei solchen Dingen. In diesem Moment wirst du es bereut haben, mit diesen Flügen angefangen zu haben.“

„Dann sollte ich halt dafür sorgen, dass mir das nicht passiert“, entgegnete ich genervt und stand auf. Ich hatte Besseres zu tun, als mir von einem Griesgram die Laune verderben zu lassen. Ohne noch ein Wort mit dem Riv zu wechseln, beglich ich meine Rechnung und ging zum Ausgang der Cantina.

Gerade als ich diese verlassen wollte, stürmten vier Soldaten der Schützenden Hand herein und hätten mich beinahe umgestoßen. „Hondo Irakk, sofort mitkommen!“, rief der Commander der Truppe. Niemand meldete sich zu Wort und eine bedrückende Stille machte sich in dem Raum breit. Wie schlagartig die Stimmung hier drinnen gekippt war, war unbeschreiblich.

Plötzlich hörte ich das Geräusch eines ruckartig verrückten Stuhls und ein Glas fiel zu Boden. „Schnappt ihn!“, befahlt der Commander. Noch bevor ich begriff, was passierte, hatten die vier Soldaten einen Mann in meinem Alter geschnappt und zerrten ihn hervor. „Lasst mich los, das war nicht meine Schuld!“, schrie dieser angsterfüllt. „Du kannst behaupten, was du willst, du kommst mit!“, brüllte einer der Soldaten. Mit aller Kraft versuchte der Mann dem Griff zu entkommen, doch er hatte keine Chance. Die Soldaten zerrten ihn quer durch die Cantina, an mir vorbei und hinaus ins Freie.

„Wie ich schon sagte“, hörte ich eine Stimme hinter mir, „die Vondur sind nachtragend.“